BRESEL
Eigentlich erstaunlich, dass vorher niemand etwas von dem kleinen Städtchen am Fuße des
Breselbergs irgendwo zwischen Augsburg und Ulm gehört hat. Dabei hat das Kaff eine durchaus
aufregende Geschichte und eine ebensolche Gegenwart. Und – nebenbei – wo gibt es schon
Stadtpläne mit „Westen oben“? Eben!
Aufmerksam geworden bin ich auf Bresel durch eine Anmerkung in Racletts Klaviermusik-Führer,
wo es hieß, eine gewisse Baronesse Josephine von Knittelstein-Breselberg habe ein Menuett eines
berühmten Komponisten (ich verrate hier natürlich nicht den Namen) in der Knittelsteiner
Burgchronik gefunden, und zwar auf der Rückseite einer Labyrinthkarte. Das machte mich so
neugierig, dass ich hinfuhr.
Und ich hatte Glück. Ich lernte in Bresel jemanden kennen, den ich nun als meine „Quelle“
bezeichne. (Sie trägt am Hinterkopf einen altmodischen Dutt, will aber ungenannt bleiben.) Diese
„Quelle“ versorgte mich in den folgenden Jahren mit allen Neuigkeiten aus Bresel, und meine
Wissbegierde wuchs von Geschichte zu Geschichte. Lange Abende saßen wir an ihrem Küchentisch
bei Kerzenschein, Wein und Lebkuchen. Schließlich bat sie mich, alles was ich erfahren hatte,
aufzuschreiben. Was ich tat.
Die erste Geschichte lehrte mich schon das Gruseln. Ich habe sie
Die hohle Schlange, das Labyrinth und die schrecklichen Mönche von Bresel
genannt. Sie beginnt damit, dass Jo (ja, genau die schon erwähnte
Baronesse Josephine von
Knittelstein-Breselberg
) ihre Stiefmutter Baronin Tusnelda beobachtet, wie die eine rote
Flüssigkeit in den berühmten Knittelsteiner Schlangenring füllt. Kurz darauf verabschiedet
Tusnelda den alten Heimatforscher Oskar Sievers mit einem kräftigen Händedruck. Aber
warum trägt sie dabei diesen Ring? Noch dazu verkehrt herum, mit der gespaltenen
Schlangenzunge nach innen! Oskar stirbt noch in der folgenden Nacht mit zwei winzigen
Einstichen in der rechten Handfläche.
Jo will der Sache auf den Grund gehen. Weshalb wurde Oskar von der Baronin in das
Labyrinth unter der Burg geschickt? Jo steigt selbst hinunter und rettet drei Breselner
Kinder aus höchster Gefahr. Zusammen mit Lisa, Freddie und Jan stößt sie auf seltsame Fässer-
Transporte und Mönche, die dunkle Geschäfte mit einem tödlichen roten Saft machen.
Doch wer steckt hinter diesen Transporten? Warum musste Todd Emmerich auf eine ähnliche Weise
sterben wie Oskar? Und wer, beim Kunibald, überfiel die Breselner Sparkasse?
***
Die zweite Geschichte, die ich von meiner „Quelle“ erzählt bekam, heißt
Theater in Bresel
und spielt nach Baronin Tusneldas Tod. (Hab ich ganz vergessen zu erwähnen:
Die finstere Baronin starb, als sie … aber das lest am Besten selbst.) Doch
Tusneldas Tod weckt neue Begehrlichkeiten. Ihre Tante Sibylle von Oelmütz
schließt aus dem Testament von Tusneldas Vater Kuno dem Kühnen, dass sie,
also Sibylle,
nichts
 vom Knittelsteiner Erbe abbekommen soll, bloß weil sie
keine Nachkommen hat. Jetzt soll das gesamte Erbe an Tusneldas Witwer
Eduard und seine Tochter Jo fallen. Und an Elvira, die Neue auf Knittelstein, die
Eduard geheiratet hat. Sibylle kocht vor Wut. Da kann man wohl nichts machen
– außer, den dreien stößt etwas zu. Etwas Endgültiges …
Also sitzt Sibylle in ihrer Augsburger Wohnung und schmiedet einen teuflischen
Plan (den sie mit ihrer Vogelspinne Rosalinde bespricht …). Ein Plan wie ein
Puzzle, zu dem ein von Sibylle geschriebenes Theaterstück und vier Mönchsgräber entscheidende
Teile beitragen. Gräber, die übrigens von den vier großartigen Kinder aus Bresel gefunden werden:
Lisa, Jan, Freddie und Jo.
Die vier stellen auch (zusammen mit
Schnürs Enkel
, der besten Rockband zwischen Augsburg und
Ulm) ein Musical auf die Beine, das bei der Breselner Schultheaterwoche Premiere haben soll –
ebenso wie Sibylles Theaterstück. Doch kurz bevor sich der Vorhang hebt verschwindet Lisa und
taucht nicht wieder auf!
Puzzlesteinchen für Puzzlesteinchen bringt Sibylle ihren schrecklichen Plan auf den Weg. Sie hält
die Fäden in der Hand wie eine Spinne in ihrem Netz und dirigiert selbst die Arbeiter der Firma
Hand und Fuß
, die ihrem „Lebensabschnittsgefährten“ Eggbert Kniest gehört – und bei der zwei
unglaubliche Kerle beschäftigt sind: Der dicke Carlo und der lange Ede, die sich von einer
Katastrophe zur nächsten retten.
Alles hat Sibylle bis ins Detail geplant, nur mit einem konnte sie nicht rechnen: Mit Carlo und seiner
unendlichen Schusseligkeit …
***
Das nächste Abenteuer mit dem Titel
Der falsche Orden
beginnt mit einem fröhlichen Lied und endet … aber der Reihe nach:
Die ehemaligen Breselner Mönche Klumpp, Bankratz, Schorff und Bramsch sitzen schon seit
über einem Jahr in einem Augsburger Gefängnis. Мönche waren sie auch vorher nur noch
zum Schein gewesen. In Wahrheit bemächtigten sie sich des uralten Geheimordens der
Knodomarianer. Übers Internet (
) verkaufen sie seit Todd Emmerichs Tod
(in Geschichte 1) „Erleuchtungen“ an gutgläubige Zahlungswillige, die sich in immer höhere
Stufen des Geheimordens aufgenommen fühlen, wo sie die alten Gesetze des
Alemannenkönigs Knodomar kennenlernen. Gesetze, die Klumpp frei erfunden und in einer
merkwürdigen Runenschrift aufgeschrieben hat.
Lisa Favretti findet eines Tages eine quadratische Tontafel auf dem Breselner Friedhof – mit
besagten Runen auf der einen Seite und einer Windrose mit Westen oben auf der anderen.
Lisa benutzt die Schriftzeichen, um ihrer Freundin Jo „geheime“ Botschaften zu schicken.
Eines Tages findet Paul Ranunkel (der neue Totengräber von Bresel) eine Vase mit unlesbaren
Zeichen. Schnell gilt die Vase unter Forschern als Sensation, doch die seltsame Schrift kann kein
Experte übersetzen. Endlich erkennt Lisa den mörderischen Sinn der 13 mal 13 Zeichen
– die Drohung, dass von Bresel nur Schutt und Asche übrigbleiben wird, wenn die vier
Mönche nicht vor dem Heiligen Abend auf freien Fuß gesetzt werden. Denn irgendwo
unter Bresel tickt eine Bombe!
Ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Schließlich versammelt sich ganz
Bresel am Heiligen Abend auf den verschneiten Feldern im Osten der Stadt. Wo die
Bombe explodiert, und wer sie dorthin geschafft hat, das verraten jetzt nicht mal Carlo
und Ede, die von Bürgermeister Radolf Müller-Pfuhr angeheuert worden sind, um …
haarsträubend!
***
Und es ist kaum zu fassen, dass sich die beiden Strauchdiebe Ede und Carlo je wieder
nach Bresel trauen. Warum sie es dennoch tun, erfährt man zu Beginn der vierten
Geschichte:
Die Kammer hinter dem Spiegel
in der Burg auf dem Berg über Bresel
Freddie kommt spät nachts von einer Party auf Burg Knittelstein nach Hause
und findet die Wohnungstür der Vermieterin Frau Regenbrecht
unverschlossen. Eine seltsame Gestalt sitzt am Wohnzimmertisch und rührt
sich nicht, auch als Freddie sie anspricht. Es ist eine Pappfigur! Freddie betritt
die Wohnung … und wird von der Frau Regenbrecht niedergeschlagen.
Kommissar Franz van der Velde ist ratlos. Es ist bereits der dritte „Einbruch“
dieser Art in ein Breselner Haus, und nie wurde etwas gestohlen – außer bei
diesem Mal eine wertvolle Perlenkette. Ein böser Verdacht fällt auf Freddie!
Lisa und Jo versuchen ihrem Freund zu helfen und hinter das Geheimnis
dieser Einbrüche und der Pappfiguren zu kommen. Sie geraten immer tiefer in
die Breselner Geschichte, bis sie auf Hausenteignungen während der Nazi-
Herrschaft und den dunklen Weg dieser Kette stoßen.
Oben auf Knittelstein hält Köchin Emma die Stellung, während Baron Eduard und Elvira Urlaub
machen und Jo bei Lisa wohnt. Sie bittet ausgerechnet Elfriede Sievers ihr für ein paar Tage auf der
Burg Gesellschaft zu leisten. Gemeinsam entdecken die beiden „Miss Marples“ das Geheimnis eines
Riesenspiegels, hinter dem sich eine Kammer mit einer düsteren Geschichte befindet. Emma ahnt
jedoch nicht, dass Elfriede einen ähnlichen Spiegel kennt, der sich im
Rosenhaus
 am Breselner
Markt befindet, in dem Elfriede an einem Abend im Jahre 1949 diese Spiegeltür fest verschloss …
Elfriede beginnt an drei einsamen Knittelsteiner Abenden zu erzählen – und verlässt die Burg in
anderen Nächten, in denen wieder neue Pappfiguren auftauchen.
Lisa und Jo kommen allmählich hinter die Logik dieser „Einbrüche“ und Freddie macht einen
unheimlichen Fund hinter dem Spiegel in dem Haus am Markt. Genau in dem Augenblick taucht der
Einbrecher wieder auf und …
***
… und als ob in den Nachbargemeinden nicht schon genug über Bresel getuschelt würde, feiert man
hier nicht Karneval, oder Fasching, sondern es ist mal wieder
Narrseval in Bresel
Weiß der Urban warum dieses Fest nur hier so heißt. Jedenfalls ist der
Marktplatz voll der absonderlichsten Gestalten, von denen die
Buckelsäcke noch die harmlosesten sind. Mittendrin im Gewühl
„beichtet“ eine betagte Ordensschwester einem offensichtlich
verkleideten Priester einen Mord … und Lisa, Jan, Freddie und Jo
klettern mit anderen Schaulustigen in die Grabkammer unter dem
Urbanturm, um beim jährlichen „Sarglüften“ von Ritter Kunibalds
letzten sieben Knochen dabei zu sein. Unter dem steinernen Sarg sieht
man ein gefliestes Quadrat, das – wie Elfriede Sievers erklärt – das Feld
für das alte Knittelsteiner Burgspiel ist. Ein ebensolches Spiel existiert
auch auf Burg Knittelstein.
Wieder im Trubel auf dem Marktplatz treffen sich alle an einem
merkwürdigen Stand mit dem Namen
Erbarme Dich Unser
, der von
zwei schwarzgeschminkten Gestalten betreut wird und angeblich
Spenden für arme Kinder sammelt, die dringend eine sehr teure
Operation benötigen. Eggbert Kniest, der Chef von
EDU,
 verschwindet wenig später mit dem
blassen Robin, dem neuen Bassisten von
Schnürs Enkel
, jener fantastischen Breselner Rockband.
Lisa folgt den beiden, bis sie in Eggberts Mercedes steigen.
Plötzlich kommt Robin zu keiner Bandprobe mehr. Lisa und Jo erfahren, dass er im Sanatorium des
EDU
-Vereins liegt. Stück für Stück kommen sie den Machenschaften dieses Vereins auf die Spur –
und Freddie und Jan durchschauen (jeder auf seine Weise) das Geheimnis hinter dem Knittelsteiner
Burgspiel und die Verbindung zu der „Hinkenden Frida“.
Freddie singt auf dem Marktplatz eine abenteuerliche Ballade über die „Frida“, die eine goldene
Kugel bewacht. Jan beschließt einen waghalsigen Plan, den er beim nächsten Narrseval in die Tat
umsetzen will.
Lisa und Jo aber verfolgen Robins Spur und besuchen zum Schein einen Erste-Hilfe-Kurs im
Sanatorium Sorgenfrey
. Dort machen sie eine grausige Entdeckung, die beinahe ihre letzte gewesen
wäre.
Und dann ist wieder Narrseval und in Bresel ist der Teufel los …
***
Möge meine „Quelle“ so bald nicht versiegen und ein langes Leben möge ihr beschieden sein! Und
hoffentlich hat sie noch etwas von den leckeren Lebkuchen, mit denen sie mich bei meinem
Besuchen regelmäßig verwöhnt hat. Nach einem Rezept von der hinkenden Frida, wie sie sagt, der
ersten der Frauen, die man
Die Hexen von Bresel
genannt hat. Von dieser Geschichte existieren im Augenblick lediglich die Aufzeichnungen, die ich
auf dem Küchentisch meiner „Quelle“ an drei langen Abenden bei Kerzenschein mitgeschrieben
habe. Hier schon mal eine grobe Skizze:
In die neuen Gästezimmer auf Burg Knittelstein mietet sich ein seltsamer Gast ein: Hieronymus
Wirsch, der Bresel aus der Zeit kennt, als er im ehemaligen Kloster Sankt Florian … aber das
verschweige ich hier noch. Dieser Herr Wirsch erkundigt sich bei Jo nach der
DDR
 (also der
Breselner Damen-Doppelkopf-Runde). Jo und Lisa verdienen sich ein Taschengeld, indem sie für
den neuen Gast Botengänge ausführen – bis Wirsch sie eines Tages in einen besonderen Plan
einweiht: Es sollen je 1000 Euro über ein ausgeklügeltes System an wirklich bedürftige Menschen
verteilt werden. Lisa und Jo und auch Freddie und Jan erklären sich gerne bereit dabei zu helfen.
Doch plötzlich melden sich Breselner Bürger bei der Polizei. Über dreißig Jahre zuvor seien sie bei
einer ähnlichen „mildtätigen“ Aktion hinterhältig erpresst worden. Was ist damals passiert, wer hatte
seine Finger im Spiel und was führt der Herr Wirsch wirklich im Schilde?
Die vier Jugendlichen durschauen lange nicht das Spiel – bis Wirsch von der
DDR
 beinahe in einem
mit giftigen Chemikalien gefüllten Becken des Breselner Klärwerks ertränkt wird. Und dieses
Klärwerk hatte vor 33 Jahren Christoph Willibald Schnür gebaut – im Hexengrund, in dem der
Legende nach die hinkende Frida von aufgebrachten Breselnern als Hexe verbrannt worden war,
weil sie angeblich Kranke mit einem Lebkuchenrezept heilte, in das sie Menschenblut gemischt
habe, was die Menschen zu Untoten werden ließ … Schnürr verschwand damals auf nie geklärte
Weise!
Und warum lachte meine „Quelle“ so schelmisch – oder sollte ich lieber sagen: hinterhältig? – als sie
mir die leckeren Lebkuchen zusteckte? Ich habe seit dem so ein seltsames Gefühl in der
Magengegend, und wenn ich in den Spiegel schaue …
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